Klassentheorie

Klassentheorie
1. Charakterisierung: Die ökonomischen Theorien der  Physiokratie, der  Klassiker und des  Marxismus unterteilen die Gesellschaftsmitglieder nach unterschiedlichen Klassifikationsmerkmalen in einzelne Klassen (soziale Gruppen) und (v.a. der Marxismus) analysieren die ökonomischen Beziehungen zwischen diesen.
- 2. Theorien: a) Physiokratischer Ansatz: Ausgehend von der Rolle der einzelnen Gesellschaftsmitglieder im Prozess der gesellschaftlichen Wertschöpfung und deren Verteilung wird zwischen Classe Productive, Classe Stérile und Classe Distributive unterschieden. Dieser Ansatz teilt die Schwächen der zugrunde liegenden physiokratischen Wertschöpfungstheorie.
- b) Klassische Theorie: Die einzelnen Klassen werden nach der Art der Einkommenserzielung voneinander unterschieden; als Klassen ergeben sich Lohn-, Gewinn- und Bodenrentenempfänger.
- c) Marxistische K.: Die Klassen werden nach deren eigentumsrechtlichen Stellung in Bezug auf die Produktionsmittel unterteilt, und zwar in die der Eigentümer und Nichteigentümer. Im  Kapitalismus sind dies die Arbeiterklasse (Proletariat) und die Kapitalistenklasse (Bourgeoisie). Entsprechend der Lehre über die  Ausbeutung führte das Privateigentum an den Produktionsmitteln dazu, dass die Kapitalisten den Arbeitern die von ihnen geschaffene Wertschöpfung vorenthalten ( Mehrwerttheorie). Hieraus folgten widersprüchliche Klasseninteressen, die sich im Klassenkampf zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten manifestierten. Dieser Kampf beziehe sich auf die Macht im Staat, der hier als Instrument der Unterdrückung der ausgebeuteten durch die ausbeutende Klasse aufgefasst wird. Die Klassenauseinandersetzung wird als der bewegende Motor der geschichtlichen Entwicklung angesehen ( historischer Materialismus). Im Endzustand des Kommunismus könne es per definitionem keine unterschiedlichen Klassen und damit auch keine Ausbeutung mehr geben. Auch könne der Staat dann „absterben“, d.h. an die Stelle der „Herrschaft über Menschen“ trete dann die „Verwaltung von Sachen“ (Produktions- und Konsumgüter). In einer Übergangsphase müsse die Arbeiterklasse nach der sozialistischen Revolution jedoch eine Diktatur des Proletariats errichten, um die widerstrebende Kapitalistenklasse umzuerziehen bzw. zu „zerschlagen“ und die Produktionsverhältnisse (in nicht-marxistischer Terminologie:  Wirtschaftsordnung) rechtlich-organisatorisch umzugestalten.
- Die marxistische K. teilt die Schwächen der zugrunde liegenden geschichtsphilosophischen und ökonomischen Lehren des Marxismus.
- Vgl. auch  dialektischer Materialismus,  Arbeitswertlehre,  Krisentheorie.

Lexikon der Economics. 2013.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Klasse (Soziologie) — Der Begriff Klasse bezeichnet in der Soziologie eine Gruppe von Menschen, die sich durch gemeinsame, insbesondere ökonomische Merkmale, aber häufig auch durch ein spezifisches Zusammengehörigkeitsgefühl oder Klassenbewusstsein auszeichnen. Sehr… …   Deutsch Wikipedia

  • Gesellschaftliche Klasse — Der Begriff Klasse bezeichnet in der Soziologie eine Gruppe von Menschen, die sich durch gemeinsame, insbesondere ökonomische Merkmale, aber häufig auch durch ein spezifisches Zusammengehörigkeitsgefühl oder Klassenbewusstsein auszeichnen. Sehr… …   Deutsch Wikipedia

  • Gesellschaftsklasse — Der Begriff Klasse bezeichnet in der Soziologie eine Gruppe von Menschen, die sich durch gemeinsame, insbesondere ökonomische Merkmale, aber häufig auch durch ein spezifisches Zusammengehörigkeitsgefühl oder Klassenbewusstsein auszeichnen. Sehr… …   Deutsch Wikipedia

  • Gesellschaftsklassen — Der Begriff Klasse bezeichnet in der Soziologie eine Gruppe von Menschen, die sich durch gemeinsame, insbesondere ökonomische Merkmale, aber häufig auch durch ein spezifisches Zusammengehörigkeitsgefühl oder Klassenbewusstsein auszeichnen. Sehr… …   Deutsch Wikipedia

  • Hauptklasse — Der Begriff Klasse bezeichnet in der Soziologie eine Gruppe von Menschen, die sich durch gemeinsame, insbesondere ökonomische Merkmale, aber häufig auch durch ein spezifisches Zusammengehörigkeitsgefühl oder Klassenbewusstsein auszeichnen. Sehr… …   Deutsch Wikipedia

  • Klassenüberwindung — Der Begriff Klasse bezeichnet in der Soziologie eine Gruppe von Menschen, die sich durch gemeinsame, insbesondere ökonomische Merkmale, aber häufig auch durch ein spezifisches Zusammengehörigkeitsgefühl oder Klassenbewusstsein auszeichnen. Sehr… …   Deutsch Wikipedia

  • Soziale Klasse — Der Begriff Klasse bezeichnet in der Soziologie eine Gruppe von Menschen, die sich durch gemeinsame, insbesondere ökonomische Merkmale, aber häufig auch durch ein spezifisches Zusammengehörigkeitsgefühl oder Klassenbewusstsein auszeichnen. Sehr… …   Deutsch Wikipedia

  • Michael Mauke — (* 1928; † 30. Januar 1966) war ein deutscher Aktivist der Studentenbewegung. Leben und Werk Mauke gehörte seit 1948 der SDS Gruppe an der FU Berlin an, wo er Philosophie, Soziologie und Geschichte studierte. Um 1950 war er aktiv bei den SJD –… …   Deutsch Wikipedia

  • Sebastian Herkommer — (* 1. September 1933; † 3. September 2004) war ein deutscher Sozial und Wirtschaftswissenschaftler marxistischer Orientierung. Er lehrte von 1971 bis 1998 als Professor für Soziologie an der FU Berlin mit den Schwerpunkten Gesellschafts und… …   Deutsch Wikipedia

  • Klasse — Stand; Gruppe; Personenkreis; Kaste; Gesellschaftsschicht; Kohorte; Schicht; Grad; Qualität; Stufe; Rang; Jahrgangsstufe; …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”